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Nun kommt Weihnachten. Was bedeutet es in der heutigen Zeit? Für längst nicht alle, die den Kinderschuhen entwachsen sind, heißt es: Freude auf oder über die Geschenke.


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1. Tradition des Schenkens

Für die wenigsten sind es vor allem lang erwartete, ersehnte Geschenke, noch seltener tolle Überraschungsgeschenke. Wie auch? Wir haben ja alle schon fast alles. Daher schenken sich viele untereinander schon gleich gar nichts mehr. Oder es wird Geld hin und her geschoben. Und fast alle, die der Tradition des Schenkens ? aus welchem Grund auch immer ? folgen, haben Schwierigkeiten, etwas Brauchbares zu finden. Es ist also wenn überhaupt eher zu einer Pflichterfüllung geworden. Vorweihnachtlicher Stress ist ein gängiger Begriff geworden. Also: Darauf freut sich wohl kaum jemand. Wer freut sich denn überhaupt noch auf die weihnachtliche Zeit? Und warum? Immerhin ist es immer noch das Fest der Familie. Aber da richtige Familien langsam aussterben, und die Treffen mit dem eigenen Fleisch und Blut bei vielen nicht besonders harmonisch ausfallen, ist auch der Blick darauf kein Grund zur Freude. Was kann also die weihnachtliche Zeit für den Einzelnen noch bedeuten?

2. Genuß und/oder Luxus

Kommen wir noch einmal auf die Geschenke zurück. Abgesehen davon, dass dieser Brauch des Präsentes ein Zeichen der Zuneigung, Anerkennung, des kleine-Freude-machens ist, was wir ruhig allgemein aufrecht erhalten sollten, bietet es auch für einen zu beschenkenden Gelegenheit, herauszufinden, was man eigentlich heutzutage wirklich braucht, was einem wirklich Freude macht. Man kann über sein eigenes Genuss- und Luxus-Verhalten nachdenken und vielleicht schon im letzten Quartal des Jahres aufhören oder reduzieren, sich alles zu kaufen, was man sieht, und am liebsten sofort haben möchte. In einem weiter gedachten Schritt kann man dann noch einmal aussondern, was einem wirklich wichtig ist, um dies dann schlussendlich auf den Wunschzettel zu schreiben. So lernt man auch wieder das Nein-sagen, das Abwarten und die Vorfreude. Andersherum kann man schon ganz früh anfangen zu beobachten, was den Menschen um einen herum am Herzen liegt, was sie sich vielleicht doch selbst nicht kaufen ? um sie dann damit zu beglücken. Ist beides nicht erfolgreich, da keine Wünsche bis zum Jahresende offen geblieben sind, hat man trotzdem gelernt, auf Bedürfnisse zu achten, und zwar auf die des anderen, aber auch auf die eigenen. Dann kann man weiterhin lernen, dem anderen nicht die 1000ste CD zu schenken, sondern sich vielleicht zu überlegen, was dem anderen wirklich gut tut: Mal mehr Zeit für sich und die Partnerschaft? (Ein schönes Essen, Kinobesuche, ein Hotelwochenende etc.) Oder etwas für sich? Ein Präsentkorb mit extravaganten (gesunden?) Lebensmitteln? Massagen, Schwimmbad- oder Sauna-Eintrittskarten? Für alte Leute Hilfe im Garten oder Haushalt? Oder einfach nur eine Kleinigkeit, über die sich der andere freut. Auch Geldgeschenke können persönlich sein, wenn man weiß, dass der andere einen größeren Wunsch hat. Wichtig ist nur, dass man nicht vergisst, dass Schenken Freude machen ist, eine kleine Aufmerksamkeit dem Gegenüber, mit dem man einiges verbindet. So wird das Fest auch wieder Anlass zur Freude und Vorfreude.

3. Und die anderen

Dass das Geschenk nicht Hauptthema ist, sollte klar sein. Es ist nur ein Ausdruck. Denn um sinnvoll zu schenken, stehen vor dem Kauf wie gesagt die Gedanken. Ich beschäftige mich mit dem anderen, mit mir, mit der Beziehung zu dem anderen. Was hat er mir im vergangenen Jahr gegeben ? in meinem Leben, wofür ich mich bedanken möchte, beziehungsweise zeigen möchte, dass er wertvoll ist für mich.


Wenn wir jetzt wieder zu dem Thema kommen, dass längst nicht alle Beziehungen zu meinem Umfeld Stress-frei, Hass-frei, et cetera, sind, so finde ich vielleicht doch einen Grund, weswegen der andere mir doch etwas bedeutet, oder gar, warum ich doch noch einmal etwas in diese Verbindung investieren möchte. Es funktioniert nicht immer und manches lässt sich nicht reparieren oder vielleicht nicht verzeihen. Aber das Weihnachtsfest sollte immer wieder Gelegenheit geben, abbaubare Hürden aus dem Weg zu schaffen, Brücken zu bauen, sich und seinen Lebensweg kritisch zu betrachten, und das Herz für die Liebe zu öffnen. Letzteres natürlich auch, wenn kein Hindernis zwischen sich selbst und dem Umfeld steht ? man sollte wieder die Liebe zu etwas Besonderem machen. Weihnachten: die geweihte Nacht ? auch für Sie.